Sonntag, Juli 30, 2006

Siddhartha und die Schlacht im Himmel

Nachdem ich endlich meine letzte Klausur geschrieben hatte, war wieder Zeit mich geistigen Genüssen hinzugeben. Angefangen habe ich mit einem Buch, dass mir vor über einem Monat zu meinen Geburtstag geschenkt wurde, Siddhartha. Ich verschlang es förmlich, da es nach einer langen Durststrecke ein anspruchsvolles, aber auch stilistisch wunderschönes Buch ist. Es regt mich an, wieder mehr zu denken und zu versuchen mehr in meiner Umgebung wahrzunehmen. Auf jeden Fall spendet es Trost. Die Tage dazwischen flossen jedoch nicht ereignislos dahin. Ich war mit Freundinnen am See und erfuhr dort von dem Schicksal libanesischer Flüchtlinge, lernte ihren Hass und ihre Wut kennen und konnte sie nur zur Vernunft mahnen, nicht in diesen Krieg zu ziehen. Es war ein sehr anregendes Gespräch, in dem vor allem die starke Traumatisierung der Jungen deutlich wurde. Sie werden diese Bilder des Elends nie wieder vergessen können. Nach einem langen, erholsamen Schlaf war ich dann mit einer Freundin in Neukölln auf Schnäppchenjagd. Ich habe ein paar Kleidungsstücke, die ich schon seit langem suche, dabei gefunden. Hiernach fuhr ich gleich zur Yogastunde und übte bei einer der härtesten Lehrerinnen Berlins. Danach war ich zufriedener mit der Welt, aber noch nicht müde genung, nicht das Buch weiterzulesen. Am nächsten Tag fing ich an meinen Turm aufzuräumen. Es gibt jetzt bedeutend weniger Staubflusen hier. Ich habe sogar hinter meinem Compi sauber gemacht. *gg*
Nach dieser Putzaktion legte ich mich auf mein unbezogenes Bett und las das Buch weiter, bis ich es endlich beendet hatte. Ganz gefangen von den Eindrücken machte ich mich auf dem Weg, eine Freundin zu treffen, um mit ihr ein Konzert zu genießen. Die angekündigte Band spielte leider nicht, aber wir genosssen es trotzdem an der Seewelt am Potsdamer Platz die Seele baumeln zu lassen. Als ihr Freund erschien wanderten wir weiter zum Bundespressestrand, an dem gerade Klassikabend war. Die Ruhe der Musik war ein echter Genuss. Dort beschlossen wir, zur Kulturbrauerei zu fahren, um einen Film zu schauen, den ich unbedingt sehen wollte, "Batalla en el cielo" oder "Battle in heaven". Für jeden Freund des langsamen Trashkinos empfehlenswert. Man sollte gegenüber Nacktheit nicht allzu sensibel sein und ein Gespür für Kunst mitbringen. Dieser Film arbeitet viel mit Gesten und photographischen Landschaften. Er ist sehr intensiv, bedient sich jedoch nur weniger Worte. Er zeigt die krassen Gegensätze von armer und reicher Welt und spielt mit den Möglichkeiten der Dominanz und der Unterdrückung in vielerlei Hinsicht. Ich warne jedoch, diese Schlacht im Himmel ist wie Siddhartha keine leicht bekömmliche Frucht; er ist Provokation. Er erhebt nicht den Anspruch schön zu sein. Er lebt von der Ästhetik der Photographie.
Nachdem wir nun nach dem Film über den Film diskutiert hatten, war ich dann irgendwann gegen halb drei im Bett.

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