Samstag, September 09, 2006

Eine Oper für Bettler

Ja, eine Oper so prunkvoll, wie sie sich ein Bettler nur erträumen könnte. Am Donnerstag habe ich sie also das erste Mal gesehen, die Dreigroschenoper. Es war interessant! Ein paar Lieder kannte ich schon und dank des intensiven Musikunterichtes in der Schule auch mögliche Interpretationen und Deutungen. Es war jedoch etwas ganz anderes dieses Stück aufgeführt zu erleben. Es war ein sehr interessantes Ensemble. Obwohl ich eigentlich gedacht hatte, dass das Campino als Mackie Messer einfach nur fantastisch sein kann, war es aus der Sicht sehr enttäuschend. Er war eher steif und man merkte, dass ihm einfach die Lockerheit und Unbeschwerdheit des Spiels fehlten. Besonders deutlich wurde dies bei einer Solotanzeinlage. Ansonsten waren die Schauspieler großartig. Besonders beeindruckend fand ich Maria Happel als Jenny, vor allem als sie den Salomonsong sang. Soviel Weichheit und Anmut im Spiel und so eine wunderschöne Stimme erlebt man nicht immer.
Einzige Schwäche in dem Stück war das Fehlen einer Pause, so dass man zweieinhalb Stunden sitzen musste. Das haben natürlich nicht alle geschafft, so dass dadurch es relativ unruhing im Publikum war.
Eine Sache ist mir am Ende der Vorstellung aufgefallen. Campino sang da ein Solo allein auf der Bühne. Es erinnerte mich an ein altes Hosenvideo, Paradies. Ja, es war fast exakt die gleiche Situation: er im Konzerthaus und überall sitzen hauptsächlich Alte und Spießbürgerliche. Irgendwie ist dies schon eine Ironie des Schicksals.
Die Dreigroschenoper ist jedoch nicht mehr eine "Oper für Bettler". Diese können sich wahrscheinlich nicht mal mehr eine Karte erträumen. Die Preise sind einfach nur noch gigantisch! Dementsprechend ist es traurig gewesen, dass es nur eine Zugabe gab, den Kanonensong.

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