Sonntag, September 24, 2006

Russenhochzeit in der Servicehölle

Dieses Wochenende fand die Hochzeit einer ehemaligen Schulkameradin statt. Offiziell war ich nicht eingeladen. Inoffiziell bestanden zwei geladene Freundinnen darauf, dass ich unbedingt kommen müsse und haben auch dementsprechend die Braut von mir als zusätzlichen Gast überzeugt. Da ich noch kein Geschenk hatte, ging ich gestern noch mit meinem Vater ins Linden-Center. Natürlich hatte dies auch andere Gründe. Seit einiger Zeit habe ich Probleme mit schnell fettenden Haaren. Als mir am Donnerstag meine Mutter ihr Kräuterbuch aufgrund meiner doch sehr starken Erkältung überreichte, fand ich nicht nur ein paar Hausrezepte gegen verstopfte Nasen sondern auch Tips für die Haarpflege. Deshalb entschloss ich mich am Samstag neue Bürsten zu kaufen. Meine alte hat nur noch wenige Zinken und ist auch schon so sehr heruntergekommen.Laut Buch soll das Kämmen mit zwei verschiedenen Kämmen, einen fürs Grobe und einem fürs Feine helfen. Zudem sollte die Bürste fürs Feine öfters gewaschen werden und aus Naturborsten bestehen. Ich werde nun schauen, ob diese Kombination weiterhilft. Nachdem ich meine Einkäufe erledigt hatte, fuhr ich nach Hause, um die Daten für ein Geburtstagsgeschenk für eine liebe Freundin endlich auf ein meiner Meinung nach adäquates Speichermedium zu transferieren und damit zum Mediamarkt zu gehen.Dort angekommen, erklärt mir die Verkäuferin, dass dieses Speichermedium, ein USB-Stick, nicht geeignet ist. Ich solle doch einen Speicherchip oder eine CD-Rom abgeben. Vollkommen verwirrt, da man mir vor Wochen, als ich es mit einer Diskette versucht hatte und man mir erklärte, dass dieses Speichermedium nicht funktioniere, da es keine geeigneten Anschlüsse auf der hauseigenen Maschine gebe. Das Brennen einer CD ist ihnen für Kunden nicht gestattet, obwohl das doch der einfachere Weg wäre. Einfach eine RW einschieben, mit den Daten beschreiben und danach weiternutzen. Die Bedienung verwies mich zum Service, der mir das Gleiche erzählte. Vollkommen verstört und wütend aufgrund so eines Herumtrampelns auf den Kunden, kamen meine ureigensten Trotzreaktionen zum Vorschein. Tränen der Wut können überzeugender sein in Addition mit dem Fluch auf den Lippen, "Wir leben als in einer Servicewüste", reichten aus das Gehirn des Herren beim Service auf Touren zu bringen. Er bot mir an, dass, wenn ich eine CD kaufen würde, er sie mir brennen könne, wenn ich es nicht weitersage. Gesagt, getan! Ich lief hinein in den Laden, fand nur mit der Hilfe eines Verkäufers die CD-Abteilung, kaufte eine RW und ließ sie mir beim Service brennen. Tja, das nächste Problem war es, die richtige Größe für das Poster zu finden. Ich hoffe, dass ich dabei alles richtig gemacht habe, da seltsamerweise niemand in der Nähe war, um einen zu helfen. Vollkommen fertig verließ ich darauf diese Servicehölle.
Am Abend machte ich mich dann auf zur Hochzeit. Ich wusste nicht, was mich erwarten würde. Dort angekommen, begegnete mir zuerst die Braut. Ich gratulierte ihr zur Hochzeit und machte mich dann auf den Weg, meine Freundinnen zu finden. Der ersten begegnete ich sofort. Sie zeigte mir den Ort, an dem ich meine Sachen ablegen konnte. Als ich meinen Pulli auszog, fiel mir voller Schrecken auf, dass sich die Sicherheitsnadel, die den Reißverschluss meines Jeanskleides oben hielt, irgendwie verloren gegangen war. Die freundliche Betreuerin des Freizeithauses, in dem gefeiert wurde, half mir zum Glück mit einer Stecknadel aus, so dass ich nicht den ganzen Abend halbnackt oder wie die keusche Jungfrau Maria herumlaufen musste. Nachdem Feuerwerk und Trauzeuginnenrede beendet waren und die Gäste wieder im Festsaal waren, sang meine eine Freundin für das Brautpaar. Danach spielte eine Polkaband russische Lieder. Es war einfach großartig. Das einzig auffällige war, dass nur ein Teil der Gäste richtig anfang zu feiern und der Rest staunend zusah. Ich schätze, dass der Teil, der feierte zur Familie der Braut gehört, da diese Halbrussin ist. Zumindest wurde jetzt richtig gefeiert und getanzt. Zwischendurch spielte meine eine Freundin ein Stück vor, da sich die Braut das gewünscht hatte. Es war eher sozialkritisch und prangerte die vorurteilsbeladene deutsche Gesellschaft gegenüber Immigranten an. Obwohl sie nicht zufrieden mit ihrem Spiel war, war der Rest der Gäste begeistert. Sie spielt übrigens zur Zeit jedes Wochenende Theater. Nach dem Stück begleitete ich sie noch zur Bahn. Danach kehrte ich zur Russenparty zurück und tanzte weiter Polka. Gegen halb eins wollte dann auch die zweite Freundin gehen. Wir liefen gemeinsam mit ihrem Freund um den Weißen See und erwischten rechtzeitig noch die Nachtbahn. Zu Hause angekommen fand ich dann auch meine Sicherheitsnadel im Flur am Ausgang. Dort hatte sie den ganzen Abend auf mich gewartet, damit ich meine dritte Russenparty dieses Jahr genießen kann. :o)

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