Sonntag, Februar 18, 2007

Das Lied der Zeit

Welche Melodie hat mein Leben? - Moll ist die Tonart. Einige Passagen sind jedoch in Dur. Sie repräsentieren die fröhlichen, plötzlich hervorsprudelnden Momente ohne Sorgen. Trotzdem bleibt es ein Lied im Moll, irgendwie schwermütig. Warum?

Ich beendete am Freitag meinen kleinen Diskurs über die Zeit. Es hat mir einige Dinge deutlich gemacht. Ja, es ist teilweise besser loszulassen und nicht alles auf einmal zu wollen. Das lässt einen vergessen, den Moment zu genießen, den Teil der Melodie, in der man sich gerade befindet. So kommt man zu einem Halt und merkt, was man gerade eigentlich braucht und was in gewisser Weise ohne Belang ist. Was bedeutet schon Erfolg in der Karriere, wenn man ihn mit niemandem teilen kann. Was bedeutet eine geniale Erkenntnis, wenn niemand Zeit hat, sich sie anzuhören. Was nutzt es, wenn man viele Menschen kennt und keiner von denen zu Besuch kommt oder sich meldet. Was bringt es, auf allen Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen, ohne am Ende von jemandem vermisst zu werden. Kommt man damit klar, wenn eine Ära zu Ende geht und eine neue beginnt. Man sollte den Augenblick genießen und nicht etwas planen, was vielleicht in zehntausend Lichtjahren stattfinden wird.

Das Leben genießen und nicht durch das Leben hetzen. Das sollte die Devise sein.
Hier noch ein kleines Zitat, welches mich einfach nicht mehr loslässt:

"Der Wind erhebt sich, lasst uns rasch das Iglu errichten ... Nanuk, der Bär, läuft über den Schnee, wir müssen ihm nachstellen und die Hunde antreiben ... Die Eisscholle beginnt zu krachen, wir müssen schnell hinüber mit unserem Schlitten ... Meine Liebste ist im Dorf geblieben, ich muss zurückkehren, ehe sei einen anderen Jäger erhört ..."

[Antwortlied des Inuitschamanen, auf die Frage, ob er und seine Mitmenschen manchmal unter Zeitdruck stehen. Zitat aus "Hector und die Entdeckung der Zeit"]

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